„Niemals zuvor gab es so viele Möglichkeiten zur Analyse menschlichen Verhaltens wie heute,“ erklärte Prof. Dr. Arnd Steinmetz, Informatiker und Vizepräsident der Hochschule Darmstadt (h_da), der anlässlich des dritten Online-Events des Digitalen Stadtlabors den Auftakt zum Thema ‚Meine Daten, Deine Daten, unsere Daten‘ lieferte. Rund 100 Zuhörer hatten sich in die BigBlueButton-Konferenz der Stadtlabor-Lernwerkstatt im Februar 2021 eingeschalten, um mit ihm und der Juristin Dr. Annika Selzer (Fraunhofer SIT) die Souveränität von Daten zu diskutieren – und, um Einblick in das Datenhandling der Digitalstadt Darmstadt zu erhalten. Denn diese ist als ‚Modellprojekt Smart City made in Germany‘ (BMI) lebendiger Experimentierraum städtischer Digitalisierung und Wegweiser für andere Städte und Kommunen in deren digitalen Wandel.
„Datenerfassung über Sensorik und die Analyse der Daten mit Big Data und KI-Technologien finden heute im großen Maßstab statt und können automatisiert wieder zurück umgesetzt werden, was sich beispielsweise bei der Preisgestaltung, beim Einkaufen oder eben auch bei der Schaltung von Ampeln wiederfindet,“ erläutert Professor Steinmetz. „Nicht jede Entscheidung, die bei diesen Vorgängen fällt, ist menschengemacht. Es entscheiden auch Algorithmen auf Basis ihrer Auswahl. Es stellen sich also viele Fragen, wie unser Leben durch Datenmanagement zusehends beeinflusst wird.“
Diese sogenannte Mensch-Maschine-Interaktionen wird viel und intensiv beforscht und ist bereits heute wesentlicher Technologiebestand einer digitalen Stadt, wie Darmstadt, so der Hochschullehrer. Auch deswegen ist Arnd Steinmetz treibende Kraft im Ethik- und Technologiebeirat der Digitalstadt Darmstadt und widmet sich in dieser Funktion der Formulierung einer Darmstädter Digital-Ethik: Herausgearbeitet sind derzeit neun Leitplanken für den städtischen digitalen Wandel. Allen voran muss dieser stets dem Gemeinwohl verpflichtet sein und unter demokratische Kontrolle mit einer unbedingten Datenhoheit der Bürger*innen versehen werden. Letztere müssen ihre Daten sicher wissen sowie sie managen und auch nutzen können: „Ohne Daten geht es nicht, Daten müssen erhoben werden. Wie diese souverän zu verwalten sind, das diskutieren wir beständig im Ethik-Beirat der Digitalstadt,“ so Arnd Steinmetz.
Viele interessante Informationen rund um die Souveränität von Daten, erhalten Sie im Video zur Präsentation von Prof. Dr. Arnd Steinmetz.
Was passiert, wenn diese Debatte nicht geführt wird, das weiß Annika Selzer. Die Juristin beschäftigt der Datenschutz: „Er dient dazu, den Einzelnen davor zu schützen, dass beim Umgang mit personenbezogenen Daten das Persönlichkeitsrecht nicht beeinträchtigt wird“, erklärte die Fraunhofer-Forscherin. Denn genau dieses ist in der Ära der digitalen Kommunikation in sozialen Netzwerken, in unübersichtlich vielen Apps auf Smartphones und Tablets oder auch dank der nahezu unbemerkt erfassten Sensordaten im öffentlichen Raum oftmals stärker berührt, als vom Einzelnen erwünscht. „Sie können und sollten, wenn Sie sich in ihren Persönlichkeitsrechten verletzt fühlen, aktiv werden. Sie haben das Recht, dass das Unternehmen oder die Behörde, die Ihre Daten erfasst, Auskunft darüber gibt, welche Ihrer Daten verwendet werden und zu welchem Zweck. Sie haben das Recht auf eine Berichtigung Ihrer Daten/Darstellungen sowie die Möglichkeit Löschung oder Einschränkung der Weiterverarbeitung zu veranlassen. Auch können Sie Einfluss nehmen, welche Daten von Ihnen übertragen werden und wer sich dafür entscheidet den Account zu löschen, der kann die bisher gesammelten (Bild)daten mitnehmen.“ „Doch denken Sie daran,“ so ihr Rat, „dieser Prozess kann langwierig werden und das Internet vergisst nie. Daher sollten Sie sich immer überlegen, ob Sie tatsächlich diese oder jene App benötigen, um unnötigen Datenstress zu vermeiden.“
Vortrag von Prof. Dr. Steinmetz als >PDF<
Vortrag von Dr. Selzer als >PDF<