Der Garten ist Teil des Projekts „Smarte Urban Gardening Lösungen“, das die HEAG gemeinsam mit der Initiative Essbares Darmstadt e.V. durchführt, die seit 2014 Pächterin der Klause und ihres „Gartens der Vielfalt“ ist. Das aktuelle Vorhaben läuft unter dem Dach von „Schlaues Wasser Darmstadt – Smart City Projekte für eine integrierte Stadtentwicklung und Klimaresilienz“, welches die Wissenschaftsstadt Darmstadt gemeinsam mit der HEAG und der Digitalstadt Darmstadt GmbH umsetzt. Der Startschuss ist mit Beginn der Bauarbeiten im April gefallen.
„Das Projekt untersucht, wie smarte Technologien zu einer klimaresilienten Infrastruktur beitragen können. Damit zahlt es direkt darauf ein, dass Darmstadt widerstandsfähiger gegenüber Klimafolgen wie Dürreperioden und Starkregenereignisse wird“, sagt Hanno Benz, Oberbürgermeister der Wissenschaftsstadt Darmstadt. Digitaldezernent Holger Klötzner fügt hinzu, dass „wir dank moderner Sensorik datengesteuerte und automatisierte Prozesse in der Stadt für viele Szenarien entwickeln können. Das leistet einen wichtigen und vor allem stetigen Beitrag zum Klimaschutz“. In der Stadt bedeute dies beispielsweise, Hitzestau durch versiegelte Flächen zu vermeiden, erklären die HEAG-Vorstände Prof. Dr. Klaus-Michael Ahrend und Dr. Markus Hoschek: „Daher beschäftigt sich unser Projekt auch damit, wie sich die Klause als entsiegelte Fläche im Vergleich zum nebenangelegenen Bahnhofsvorplatz auf die Umgebungstemperatur auswirkt.“ Umweltdezernent Michael Kolmer ergänzt dazu: „Bürgerschaftliches Engagement und bürgerschaftliche Initiativen sind eine besondere Qualität von Darmstadt. Das wird auch hier wieder deutlich. Seit langem arbeitet die Stadt mit der Initiative Essbares Darmstadt zusammen. Wir freuen uns, dass dies nun auch beim Projekt „Schlaues Wasser“ zum Tragen kommt und mithilft, das Programm breit und für die Menschen in der Stadt erlebbar aufzustellen.“
Die Projektpartner möchten die Bürgerinnen und Bürger sowohl für einen nachhaltigen Umgang mit Regen- und Trinkwasser sensibilisieren als auch deren Bewusstsein für regional-saisonales Obst und Gemüse stärken. Ebenso soll die Lust auf einen eigenen vielfältigen Stadtgarten geweckt werden. „Das Zentrum der Initiative, die „Klause“¬, ist zu den Öffnungszeiten in der Bier- & Kulturgartensaison öffentlich zugänglich. Vielfalt steht hier im Mittelpunkt; sei es durch unseren Saatgutschrank, die Pflanzen des Gartens, die Herstellung und Verwendung wasserspeichernder Terra Preta-Erden, Pflanzkonzepten aus der Permakultur, Waldgärten oder auch das reichhaltige Kulturprogramm. Im Sommer beherbergt die Klause einen Bewirter, der den Biergarten ermöglicht. Wir freuen uns über alle Interessierten, die die Chancen unseres niedrigschwelligen Angebots nutzen, um sich über das Stadtgärtnern und den Einsatz smarter Technologien im Großen und Kleinen zu informieren“, sagen Adrian Jost und Dieter Krellmann, Vorsitzende der Initiative Essbares Darmstadt e.V.
Smarte Sensoren für clevere Bewässerung
Vereinfacht zusammengefasst funktioniert das intelligente Bewässerungskonzept des Mustergartens wie folgt: Regenwasser, das auf die Dachflächen der Klause fällt, wird in einer Zisterne gesammelt. Deren smarte Sensoren überwachen den Füllstand kontinuierlich und melden einer intelligenten Weiche, wann sie Wasser weiterfließen lassen soll. Solarbetriebene Pumpen befördern das aufgefangene Regenwasser in einen ökologischen Wasserspeicherteich, aus dem die smarte Bewässerung gespeist wird. Größere Regenmengen fließen (vor allem in den Wintermonaten oder bei Starkregen) über einen Überlauf in eine unter dem Teich liegende Kiesschicht und versickern in das Erdreich. Eine kleine Pflanzenkläranlage sorgt für die gleichmäßige Reinigung des Teichwassers. Über sie könnte theoretisch auch perspektivisch das Grauwasser des Toilettencontainers gereinigt und zurück in den Kreislauf gebracht werden. Zisterne und Teich speichern gemeinsam über 20.000 Liter. Weiterhin sind auf dem Areal smarte Sensoren verbaut, die die Bodenfeuchte messen. Ihre Werte kombinieren sie mit Daten lokaler Wetterstationen (Niederschlag, Temperatur und Sonnenstrahlung), die sie über das LoRaWAN-Netz erhalten. Dieses intelligente Zusammenspiel sorgt dafür, dass in der Klause nur dann gewässert wird, wenn es sinnvoll ist. Weitere für die Klimaforschung nützliche Sensoren sollen folgen, um das Modell „Klima-Insel“ auch wissenschaftlich untersuchbar machen zu können.
Darmstädterinnen und Darmstädter, die sich vorab über die Möglichkeiten des Stadtgärtnerns informieren wollen, werden auf der Webseite www.essbaresdarmstadt.de fündig. Dort stellt die Initiative Essbares Darmstadt ihr Engagement in der Klause sowie weitere Projekte und Mitmach-Angebote vor. In der Rubrik „Baukasten“ finden Interessierte zudem Tipps und Anregungen für ihren eigenen Stadtgarten.
Hintergrund
Schlaues Wasser Darmstadt – Smart City Projekte für eine integrierte Stadtentwicklung und Klimaresilienz wird im Kontext der Förderlinie „Smart Cities made in Germany“ des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauen umgesetzt. Ziel ist, in Darmstadt mithilfe digitaler und smarter Anwendungen klimaresiliente Strukturen aufzubauen. Vor dem Hintergrund zunehmender Dürreperioden und Starkregenereignissen liegt dabei der Schwerpunkt auf dem Thema „Wasser in der Stadt“. Das Projekt verfolgt den Anspruch ganzheitlich, kollaborativ und sozialverträglich ausgestaltet zu sein. Damit unterstützt es die integrierte Stadtentwicklung und den Netzwerkstadtcharakter Darmstadts.
Weitere Informationen gibt es unter https://smartwater.darmstadt.de/