Geballte Kreativität und ein immenser Schaffensdrang zeichneten sich vergangenen Freitagnachmittag in der Webvideokonferenz „Darmstadt HACKT für Wasser und Umwelt“ ab: Rund 40 Teilnehmer:innen hatten sich zu dem 24h-Online-Veranstaltungsformat des Mitmachprojekts Umwelt/Wasser im Digitalen Stadtlabor angemeldet, um ko-kreativ frische Ideen und Konzepte für einige der großen Herausforderungen der Darmstädter Stadtökologie zu entwerfen. Dafür hatten die Teilnehmer:innen 24 Stunden Zeit und präsentierten am Samstagnachmittag ihre Ideen vor einer Jury aus Wissenschaftler:innen und Amtsleiter:innen der Stadtverwaltung. Drei Siegerentwürfe wurden am Ende des Hackathons prämiert und alle Ideen fließen in die Ausgestaltung des Bundesförderprogramms „Smart Cities made in Germany“ ein. Dessen Schwerpunkt liegt in Darmstadt auf dem Thema Wasser und Umwelt.

Die Teilnehmer:innen arbeiteten in acht Gruppen an drei vorgegebenen Herausforderungen (Challenges), für die es in den kommenden 24 Stunden Lösungen zu entwickeln galt: Wie könnten Maßnahmen in der wassersensiblen Stadtentwicklung aussehen? Welche grün-blauen Infrastrukturen könnten Klima und Umwelt verbessern und wie ließe sich Gebäudebegrünung vielleicht auch großflächig umsetzen?

Die entworfenen Konzepte zeigten auf, wie beispielsweise die verantwortungsbewusste Nutzung von Wasser oder neue Wege in der Bepflanzung versiegelter Areale oder auch der Einsatz von digitalen Assistenten und Webportalen dazu führen könnten, Darmstadt noch etwas grüner und damit lebenswerter zu gestalten.

Die Ergebnisse: Drei Sieger, drei lobende Erwähnungen

Die Jury, die die acht Präsentationen am Samstagnachmittag zum Ende des Hackathons bewertete und daraus drei Sieger auswählte, machte es sich nicht einfach. Wie lösungsorientiert, skalierbar oder auch zukunftsweisend sind die Ideen? Die Juror:innen diskutierten gut eine Stunde. Dann standen die Platzierungen fest:

Platz 1: „Groof“ – 1.000 Euro

Eine Online-Plattform, die alle wichtigen Fragen rund um das Thema Begrünung beantwortet und zugleich Plattform ist, in der sich alle neuen und etablierten Fassaden- und Gebäudegärtner treffen können, um über Pflanzen, Beete und das grüne Darmstadt zu diskutieren.

(Teammitglieder: Inga Dschinger, Lukas Cramer, Robert Kubiek, Joshua Bodemann, Sven Reule)

Platz 2: „Greening our city“ – 750 Euro

Das Beteiligungskonzept entwickelt grün-blaue Infrastrukturen entlang drei unterschiedlich großer Bausteine: vom mobilen Beet und Baumpatenschaften über Entsiegelungsprojekte bis hin zu dem Errichten von biodiversen, stadtweiten Korridoren als grün-blaue Adern der Stadtkarte.

(Teammitglieder: Mallinalli Boss, Vanessa Schwickart, Tamina Milius, Daniel Müller, Hana Ataei, Nora Schwarz, Sophie Pfeil als Architekts4Future Darmstadt)

Platz 3: „Bänke und Kannen“ – 500 Euro

Eine Plattform zur Beteiligung ruft alle Bürger:innen zum Bewässern der jungen Stadtbäume auf. Dafür sollen an Pfosten Regensammeltonnen und Gießkannen angebracht werden. Jeder aus der Nachbarschaft kann so das Grün in seiner Straße gießen. Erhalten die Bäume zu wenig Wasser, zeigt das die Plattform an.

(Teammitglieder: Eva von Monschaw, Paula Grzesiek, Richard Gerspach, Jannik Fritsch, Carmen Aires, Tobias Albrecht)

Die Teilnehmer:innen zeigten sich sichtlich begeistert „Vielen Dank für die tolle Veranstaltung. Wir hatten sehr viel Spaß und freuen uns sehr über den Preis“, so die E-Mail einer der Preisträger:innen im Nachgang.

Mehr zum Hackathon und den Ideen aus den Pitches hier im Hackathon-Reader (PDF)

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In der Online-Veranstaltung im März 2021 wurde erstmals das „Mitmachprojekt Umwelt/Wasser“ des Stadtlabors öffentlich vorgestellt. Das Cluster 2 des Stadtlabors stellte dabei eine digitale Plattform vor, mit der das Engagement der Darmstädter Bürger:innen für das städtische Grün gestärkt werden könnte. Die Idee: Mittels 3D-Visualisierungen und -Kartierung soll zum Beispiel jede:r einfach und schnell sehen können, welche Jungbäume Wasser, Schatten oder anderes benötigen. Bestenfalls könnten die Darmstädter:innen dann selbst aktiv werden. Denn wie viele andere Städte auch hat Darmstadt mit einer zunehmenden Trockenheit und Erhitzung zu kämpfen.

Die Begrünung von Flächen kann dabei helfen, dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Während Glasfassaden und Beton wie Wärmespeicher wirken, spenden Bäume und Alleen gerade im Sommer kühlenden Schatten. Und während Regenwasser auf versiegelten Asphaltflächen abperlt, versickert es langsam in der lockeren Erde von Beeten und kühlt zugleich die bodennahe Atmosphäre.

Was eine solche „grüne Infrastruktur“ für Darmstadt leistet und in Zukunft eventuell noch mehr leisten könnte, erläuterte Prof. Dr. Jochen Hack, Professor für digitale Umweltplanung an der Uni Hannover. Demnach erfüllt das städtische Grün eine ganze Reihe von Leistungen. Sie sind bei einer nachhaltigen Stadtentwicklung künftig noch stärker zu berücksichtigen: von der biologischen Vielfalt als Ökosystem über die Funktion als Wasserspeicher und Kühlfaktor bis zu seinem Wert für Freizeit und Gesundheit.

Es gibt eine ganze Reihe von positiven Effekten, die für eine intensivere Begrünung unserer städtischen Lebensräume sprechen. Nur ein Teil davon bleibt auf öffentliche Grünflächen und Parks beschränkt. Weite Teile erstrecken sich auf die bislang noch viel zu wenig genutzten Möglichkeiten an Fassaden, auf Dächern oder in Innenhöfen. Gerade private Immobilienbesitzer:innen und Mieter:innen sind deshalb eingeladen, selbst Initiative zu ergreifen und sich für das Grün der Stadt zu engagieren. Bei der Begrünung von städtischen Flächen sind allerdings auch fachliche, organisatorische und rechtliche Fragen im Spiel. Damit frühzeitig relevante Informationen zur Hand sind, kann eine digitale Plattform Abhilfe schaffen. Sie muss allerdings in enger Abstimmung mit den städtischen Ämtern auf den Weg gebracht werden. Denn beispielsweise nicht jeder Samen erweist sich als sinnvoller Beitrag und nicht jede freie Fläche ist problemlos zu nutzen.

Um das gemeinsame Engagement der Stadtgesellschaft für Natur, Umwelt und Wasser in Darmstadt zu unterstützen, entwickeln Mitlieder des Stadtlabors derzeit den Prototypen einer digitalen Plattform. Im zweiten Teil des Lernwerkstatt-Events erläuterten die Initiatoren – Dr. Michael Kreutzer vom Fraunhofer SIT und Dr. Joachim Rix vom Fraunhofer IGD – wie eine solche Plattform grundsätzlich funktionieren und in Zukunft aussehen könnte. Ivan Iovine vom Fraunhofer IGD gab anschließend einen ersten Einblick in die Funktionsweise des Karten-Prototypen mit Arbeitsstand vom April 2021.

Eine Zusammenfassung zum Event sehen Sie im Video und in den Präsentationen:

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Vortrag “Darmstadt in 3D” von Dr. Joachim Rix als >PDF<
Vortrag “Umwelt und Wasser in Darmstadt” von Prof. Dr. Jochen Hack als >PDF<

Über die Referenti:nnen

Die Referenten des Abends engagieren sich als zentrale Akteure des Stadtlabors für dessen kontinuierlichen Aufbau. In diesem Rahmen haben sie das Mitmachprojekt zu Umwelt und Wasser initiiert und die interaktive Umweltkarte für Darmstadt auf den Weg gebracht.

Herr Prof. Dr. Jochen Hack ist Professor für digitale Umweltplanung an der Uni Hannover.

Herr Dr. Michael Kreutzer koordiniert am Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie SIT die Projekte zu Smart City und Smart Region.

Herr Dr. Joachim Rix und Herr Ivan Iovine befassen sich am Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD mit der interaktiven 2D- und 3D-Visualisierung von Geodaten.

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