Wer könnte besser darüber Auskunft geben, welche Inhalte und Themen rund um das digitale Leben wichtig sind für Kinder und Jugendliche als die Betroffenen selbst? Natürlich niemand anderes! Und so machte sich das Digitalstadt-Kernteam der mobilen Stadtlaboranten Mitte Oktober 2021 samt gepacktem E-Lastenbike auf den Weg zum sogenannten HEAG-Häuschen, einem Kinder- und Jugendtreff in Darmstadt-Arheiligen (www.heag-haus.de). An diesem Tag fand ein medienpädagogischer Nachmittag des Hauses der digitalen Medienbildung (HddM, https://hddm-darmstadt.de/) mit Peter Holnick statt, der ebenfalls im Stadtlabor aktiv ist.

Bereits seit mehreren Jahrzehnten öffnen sich nachmittäglich von Montag bis Freitag die Türen und Tore des ehemaligen HEAG-Verwaltungsgebäudes für Jugendhausbesucher*innen ab zehn Jahren. Sie finden hier ein vielfältiges Programm zur Beschäftigung und Qualifikation sowie natürlich genügend Raum zum Chillen oder gemeinsamen Spielen und „Abhängen“. Auch Ausflüge oder „Special Interest“-Aktivitäten finden statt, wie etwa der Erwerb eines PC-Führerscheins. Genau deswegen stellt sich der Jugendtreff als ein vielversprechender Vernetzungspunkt für das Stadtlabor dar.

„Eine wichtige Zielgruppe des mobilen Stadtlabors sind Kinder und Jugendliche“, erläuterte Simone Schlosser den Jugendhausbesucher*innen an jenem Oktobertag, und Anne Weisel führte kurzerhand das E-Lastenbike samt dessen Lehrmaterialien vor. „Wir würden gerne genauer wissen, welche Digitalthemen für euch besonders interessant sind, vielleicht auch, was ihr nicht versteht oder kritisch seht, wenn ihr an den Alltag mit Digitaltechnik denkt. Welche Geräte und welche Anwendungen und Apps nutzt ihr? Wie wichtig sind Streamingdienste oder auch Anwendungen (Apps), wie Pinterest, WhatsApp und Co. für euer Miteinander und könntet ihr auch noch ganz ohne Smartphone oder Laptop?“ Die Kinder und Jugendlichen sowie drei Mitarbeiter*innen des HEAG-Häuschens diskutierten mit dem Stadtlabor-Team intensiv und sie überlegten zusammen, welche Stadtlabor-Angebote von den HEAG-Häuschen-Kids mitgestaltet werden könnten. Von ganz besonderem Interesse war dabei übrigens das Thema „Darmstadt in 3D“ bzw. die Idee, die gesamte Stadt oder auch bestimmte Orte in dem Computerspiel Minecraft nachzubauen und damit kreativ zu werden. Die Ideen und Anregungen, die gesammelt wurden, sollen in das Programm des mobilen Stadtlabors speziell für Kinder und Jugendliche einfließen und voraussichtlich ab 2022 in die Umsetzung gehen: Dann soll nämlich Darmstadts Jugend auch außerhalb von Jugendtreffs mit dem E-Lastenbike von den Stadtlaborant*innen besucht werden, um die „digitalen Lieblingsthemen“ der Digital Native-Generation bequem vor der Haustüre durchzudiskutieren.

Ein herzliches Dankeschön an alle Mitwirkenden dieses Nachmittags und speziell natürlich an die Kinder und Jugendlichen sowie Mitarbeiter*innen des HEAG-Häuschens! Ohne die freundliche Kooperationsbereitschaft des HddM und die Möglichkeit, das Stadtlabor an dessen Medientag zu präsentieren, wäre dieser informative und wichtige Nachmittag nicht realisierbar gewesen. Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit mit Ihnen/euch allen!

Die erste Fahrt des mit Digitaltechnik und -infos vollgepackten E-Lastenbikes führte Mitte August 2021 in den großen Garten des Eigenbetriebs Darmstädter Werkstätten und Wohneinrichtungen (EDW). Bereits seit 1968 arbeiten dort Menschen mit Beeinträchtigungen aus Darmstadt und dem Kreis. Ihr Job besteht aus ganz unterschiedlichen Aufträgen aus der Industrie und lokalen Wirtschaft, da werden Spritzgussteile hergestellt, Färbtechnik ausgeführt, Landschaften und/oder Gärten gepflegt oder auch Montage und Verpackungsarbeiten durchgeführt. Im EDW werden die Mitarbeiter für diese vielen Tätigkeiten bestmöglich betreut und angeleitet, individuell gefördert und auch ausgebildet, erklärte Ersan Isgoeren (EDW) dem Team des mobilen Stadtlabors. Dieses hatte sich viel vorgenommen an seinem ersten Vor-Ort-Termin nach den strikten Lockdowns der Corona-Pandemie, nämlich so vielen EDWlern wie möglich digitale Assistenten verständlich vorzustellen. Denn diese auf KI basierenden neuen Anwendungen der Smarten Homes und digitalisierten Lebensräume erweisen sich im Alltag vieler Menschen — ob mit oder ohne Beeinträchtigung — als wertvolle Unterstützung. Bekannt, beliebt und breit etabliert ist ihre Funktion beispielsweise in der Navigation des eigenen Pkw.

Das mobile Stadtlabor-Team mit dem Team des EDW in dessen schönem Garten

Und so bekam Alexa an diesem sonnigen Nachmittag ihre Bühne im EDW. Antonio Jorba, aktives Mitglied im mobilen Stadtlabor, stellte die digitale Sprachassistentin vor: „Alexa, kannst du das Licht für mich grün machen oder lila?“ Und klar, Alexa konnte das. Zuletzt auch deswegen, weil die mobilen Stadtlaboranten in die Box ihres Lastenbikes nebst Alexa, Laptops und Smartphones auch jede Menge Zusatzteile wie LED-Leuchten und Verkabelung gepackt hatten und diese vor Ort mit Alexa vernetzten. Per Zuruf ließ diese dann zur großen Freude des Publikums die Farbe der Leuchten ändern, von Pink nach Blau nach Grün und Gelb. Und mehr noch als über die Möglichkeit, per Sprachbefehl das Ambiente zu variieren, freuten sich die EDW-Mitarbeiter:innen darüber, dass Alexa verschiedene Tierstimmen verlauten ließ. Ein Löwe brüllte, der Hund bellte und das Publikum gluckste sichtlich angetan.

Dass Alexa neben solchen Dingen vor allem auch den Alltag der Menschen mit Beeinträchtigungen sehr praktisch erleichtern kann, das verdeutlichte Lena Cora, Praktikantin im IT-Lab der COUNT+CARE GmbH & Co. KG. Seit ihrer Geburt ist Lena auf den Rollstuhl angewiesen und deswegen häufig in ihrem Aktions- und Handlungsradius eingeschränkt. So auch in der eigenen Wohnung, wenn sie die Fensterrollos beispielsweise nutzen möchte. Viele Jahre war das ein echtes Problem, dann zog Alexa ein. Gemeinsam mit Toni Jorba installierte Lena Alexa in ihrem Zuhause, wobei Lena mit Herz und Hand und keiner Scheu vor der Digitaltechnik das System weitestgehend alleine zum Laufen brachte. Und so ruft Lena heute ganz selbstverständlich nach Alexa, wenn sie die schwer greifbaren Rollläden rauf- und runterlaufen lässt – und sie gibt sogar Anleitungen an Freunde und Bekannte, wie die Alexa-Installation funktioniert. Lena ist in der digitalen Welt angekommen.

„Digital für Alle“, erklärte dann auch Adelheid Wolf weiter, ebenfalls Stadtlabor-Projektteam-Mitglied und zugleich Projektkoordinatorin der gleichnamigen Initiative im Sozialdezernat der Wissenschaftsstadt Darmstadt, „bedeutet auch, dass alle wissen, was Internet oder ein Smartphone ist und wie man das benutzt.“ Zwei Broschüren in leichter Sprache und zugehörige Erklärvideos hat sie deswegen erstellt und die EDWler nahmen ihr diese dankend aus der Hand.

Der erfolgreiche Auftakt des mobilen Stadtlabors im EDW soll in Serie gehen. Nancy Teichmann, die die mobile Stadtlabor-Premiere koordinierte und aufsetzte, wurde nur wenige Tage später von den Werkstätten gebeten, mit dem mobilen Stadtlabor-Team noch mehr über Digitalisierung im EDW zu erklären. Fazit: Das mobile Stadtlabor rollte los und traf voll ins Schwarze. Und wer ab sofort Digitalisierung eingängig und niederschwellig erleben möchte, der sollte in Darmstadt Ausschau halten nach dem Lasten-E-Bike mit der großen, hellblauen Ladebox.

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