Innerhalb von vier Stunden mehr als 800 Minuten lang über digitale Bildung reden geht nicht? Geht doch! Mit dem Digi:Barcamp „Bildung im 21. Jahrhundert“, dem ersten Online-Barcamp des Stadtlabors am zweiten bundesweiten Digitaltag 2021. In 18 Sessions gab es Vorträge, Denkanstöße, Erfahrungsaustausch und Networking. Schließlich können die digitalen Herausforderungen im Bildungssektor nur gemeinsam gelöst werden. Und dass es davon viele gibt, wurde allein schon durch die Vielfalt der jeweils 45 Minuten langen Sessions deutlich.
Zum Barcamp geladen hatte die Lernwerkstatt digital im Stadtlabor Darmstadt, um zeitgemäße Bildung und Lernen in der Digitalstadt Darmstadt sichtbar zu machen, Wissen und Ideen zu teilen. So gab es Sessions, die innovative digital gestützte Lernformate und Techniken vorstellten, wie das Blendend Learning. Andere zeigten Chancen und Risiken auf oder die kreativen Möglichkeiten in der digitalen Bildung. Die Teilnehmer:innen konnten während der gesamten Veranstaltung flexibel die Sessions besuchen, zwischendurch die Session wechseln oder auch erst später dazukommen – ganz nach Interesse. Denn genau das zeichnet Barcamps aus. Sie haben eine offene Lernkultur und sind hochflexibel. Als Un-Konferenzen sind sie bestens geeignet, vielschichtige Themen in Bearbeitung zu bringen, und das auf Augenhöhe.
Nach einer kurzen Einführung und Vorstellungsrunde der Sessions ging es direkt los. Die Teilnehmer:innen wechselten in ihren jeweiligen Online-Raum. Die Option, die Session spontan zu wechseln, wurde eher selten wahrgenommen. Zu spannend waren die Themen. So wurde während der Session „Digitalisierung in der Bildung“ festgestellt, dass wir „in Sachen Digitalisierung zum Mond fliegen“. Dass das nicht durchweg positiv gemeint ist, wird deutlich, wenn man bedenkt, dass die erste Mondlandung schon über 50 Jahre her ist. Vieles dauert einfach zu lange, Konzepte fehlen und das Stellen von Anträgen sei viel zu kompliziert. Chancen hingegen sah man bei der Vernetzung von Menschen, und das auch digital.
Und um Chancen ging es auch bei „Endlich wieder die anderen hören! Chorsingen mit Jamulus“. Auf den ersten Blick zwar nicht als Bildungsthema zu erkennen, aber das Singen im Chor trainiert das Gehirn und ist fachübergreifend wertvoll. Und da die Teilnehmer:innen das genauso sahen, informierten sie sich in dieser Session, wie sie in Zeiten der Einschränkungen zusammen singen können. Schwerpunkt dabei war die Technik. Zum einen in elektronischer Form und zum anderen zur Atmung beim Singen. Deshalb wurden verschiedene Atemübungen vorgestellt.
Apropos „Atem“: Einen langen Atem hatten die Teilnehmer:innen der Session „Künstliche Intelligenz (KI) ist ein hochaktuelles Thema, aber was ist das genau?“. Hier wurde noch lange nach Sessionende diskutiert. Zuvor gab es eine Einführung in das Thema, Vor- und Nachteile wurden angesprochen und es wurden verschiedene Beispiele gezeigt. So auch eine Website, die bei jedem Aufruf ein Porträt eines Menschen zeigt, der in echt gar nicht existiert, sondern komplett computergeneriert worden ist (thispersondoesnotexist.com).
Im Gegensatz dazu wurde bei „Visual Thinking (Sketchnotes) als Universalwerkzeug für jeden – digital und analog“ nichts vom Computer generiert. Hier entstanden mithilfe von Text, Bildern und Strukturen handgefertigte Notizen. Denn Visuelles lässt sich oftmals leichter einprägen als zum Beispiel Texte. Dass das Visualisieren von Lern- und Wissensinhalten gerade in Zeiten der Informationsüberflutung – also auch beim Lernen – sehr hilfreich ist, konnten die Teilnehmenden live ausprobieren. Passend dazu sagte eine Teilnehmerin: „Der Mensch ist ein Augentier!“
Ein Auge auf den Datenschutz wurde auch in der Session „Kommunen und Technologie-Anbieter lernen voneinander – Auf dem Weg zur verantwortungsvollen digitalen Transformation“ gelegt. Hier wurde beispielsweise über die digitale Bürgerakte gesprochen. Damit soll der Datenaustausch zwischen den Behörden vereinfacht werden. In kleineren Kommunen, in denen oftmals jeder jeden kennt, könnte dies aber auf Skepsis stoßen. Die Teilnehmer:innen sind sich deshalb bewusst, dass noch einige Fragen geklärt werden müssen. Und dazu brauche es den beständigen Dialog und das Voneinander-Lernen.
Mit dieser Meinung sind sie nicht allein. Auch in den anderen Sessions hätte man noch länger diskutieren können. Was wiederum zeigt, dass viele Menschen den digitalen Wandel mitgestalten wollen. Gerne auch in einem Format wie dem Barcamp. Denn das hatte jede:r an dem Freitagnachmittag erlebt: Zeitgemäße Bildung in unserer digital geprägten Kultur geht nur miteinander!
Die Sessions und Sessiongeber:innen:
Content-Creation – YouTube, Twitch und Insta im Bildungskontext? Mareike Wagner und Enrico Steuer (Medienzentrum Darmstadt-Dieburg)
Der Digitale Bildungswegweiser Darmstadt – Zeigt dir Bildungswege! Mona Ruch und Fabian Jankowski (Stud. der HS Darmstadt und Volkshochschule Darmstadt)
Künstliche Intelligenz (KI) ist ein hochaktuelles Thema, aber was ist das genau? Prof. Elke Hergenröther und Antonio Jorba (TU Darmstadt und IT Lab Count+Care GmbH)
Visual Thinking (Sketchnotes) als Universalwerkzeug für jeden – digital und analog Christopher Henke
Elternarbeit digital Diana Ciancia und Richard Jordan (Stadtelternbeirat Darmstadt)
Modellschulen und die medienpädagogische Fallwerkstatt Lars Gerber (TU Darmstadt)
Wie Algorithmen unser Handeln zu beeinflussen versuchen: Methodenlabor Volker Löw (Büro für Medienbildung)
Lernen und Ausprobieren mit dem “Mobilen Stadtlabor” – Vorstellung und Brainstorming Anne Weisel und Nancy Teichmann (Digitalstadt Darmstadt)
Mehr Präsenz im Online – Lernstrategie und Interaktion Birgit Swoboda und Elke Spatz-Dascher (Femkom e.V.)
Möglichkeiten des digitalgestützten Unterrichts in der Primarstufe Katrin Senst-Johnen (Lehrerin und IT-Beauftragte an ein Grundschule)
Lernen neu denken – zeitgemäße Bildung an der Erich Kästner-Schule (IGS) Murat Alpoguz (Lehrer an der Erich Kästner-Schule IGS Darmstadt)
Programmieren mit dem CALLIOPE mini – auch im Distanzunterricht Tilman Happel (Medienzentrum Darmstadt)
Digitaler Wertewandel – Darmstadts Kulturmenschen im Gespräch Ilona Einwohlt (Haus der digitalen Medienbildung / MuK Hessen e.V.)
Stadt, Land, Datenfluss – Die App für mehr Datenkompetenz Lena Feilke und Simon Mues (Volkshochschule Darmstadt)
Endlich wieder die anderen hören! Chorsingen mit Jamulus Claudia Nicolai (Akademie für Tonkunst)
Brauchen wir digitale Bildung schon in der Kindertagesstätte? Cordula Kahl (MuK Hessen e.V.)
Digitalisierung in der Bildung – Warum so schwer? Peter Holnick (MuK Hessen e.V.)
Kommunen und Technologieanbieter: vernetzen und voneinander lernen – auf dem Weg zur verantwortungsvollen digitalen Transformation Veneta Ivanova, Hauke Schlüter, Matthias Unbescheiden (Fraunhofer- Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD & House of Digital Transformation)