Beim 3. Runden Tisch der Digitalstadt wurde die Datenplattform Darmstadt mit Unternehmer*innen diskutiert

 

Vier Jahre ist es her, als sich die Wissenschaftsstadt Darmstadt dazu aufmachte, sich zur digitalen Stadt weiterzuentwickeln. Unterstützt wurde sie dabei von dem Land Hessen, ideell wie auch finanziell. Mit dem Ausklang dieses Jahres ist das Ende der finanziellen Landesförderung erreicht und so zog die Digitalstadt Darmstadt heute gemeinsam mit der Hessischen Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung Prof. Dr. Kristina Sinemus, Darmstadts Oberbürgermeister Jochen Partsch und Darmstadts Chief Digital Officer Professor Michael Waidner bei einer virtuellen Pressekonferenz Bilanz.

„Darmstadt hat seit dem Gewinn des Titels ‚Digitale Stadt‘ im Jahr 2017 bestmöglich in die Zukunft investiert. Und nicht nur das: Mit einem breiten strategischen Ansatz wurden die Landesfördermittel in Höhe von fünf Millionen Euro klug eingesetzt, sodass nahezu alle kommunalen Handlungsfelder einen messbaren Entwicklungsschub vollziehen konnten. Besonders bemerkenswert ist, dass den Bürger:innen kein fertiges Ergebnis präsentiert wurde, sondern dass sie in einem umfangreichen, transparenten Prozess beteiligt wurden. Diese Vorgehensweise entspricht ganz der Digitalstrategie des Landes Hessen, nach der die Digitalisierung kein Selbstzweck sein darf und nach der der Mensch im Mittelpunkt steht. Glückwunsch und Lob an alle Akteure! Das war kein einfaches Projekt, aber es hat sich gelohnt“, erklärte Hessens Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus.

Die Ministerin betonte außerdem, Darmstadt habe sich zu einer Modellkommune für Hessen und den Bund entwickelt. Der Transfer der Erkenntnisse und Lösungen aus Darmstadt auf andere hessische Kommunen sei von Beginn der Förderperiode an mitgedacht worden mit dem Ziel, ganz Hessen zu einer smarten Region zu entwickeln.

Darmstadts Oberbürgermeister Jochen Partsch erklärte weiter: „2017 sind wir als Digitalstadt Darmstadt gestartet, wofür es damals keine stadtplanerischen Blaupausen aus anderen Städten oder Gemeinden gab. Als Pionier haben wir uns damals das Ziel gesetzt, die Digitalisierung unserer Daseinsvorsorge im Sinne der Bürger:innen umzusetzen und ein europäisches Gegenmodell zur asiatischen Smart City zu schaffen. Und so ist es uns gelungen, digitale Souveränität zu etablieren, und wir konnten auch ganz praktisch greifbare Mehrwerte für unsere ökologischen, ökonomischen und sozialen Ziele mit der Digitalisierung erreichen. So sind beispielsweise intelligente Müllentsorgung und Verkehrsleitung mit KI oder auch digitale Medienbildung in anderen Kommunen zur Agenda geworden. Was mich im Rückblick ganz besonders erfreut, ist die Tatsache, dass sich unsere Idee, die Digitalisierung als stadtplanerisches Werkzeug zu nutzen, sehr erfolgreich durchsetzen konnte. Wir setzen digitale Anwendungen ein, um Darmstadt noch lebenswerter auszugestalten – und sind so zur ersten Blaupause für andere Kommunen geworden. Ein wichtiger Baustein hierfür war die finanzielle und persönliche Unterstützung durch das Land Hessen, für die ich mich erneut bedanken möchte.“

Ein Geheimnis der erfolgreichen Strategie, so führte Jochen Partsch weiter aus, ist der stringent verfolgte Darmstädter Ansatz, dass Digitalisierungsprojekte nicht in den historisch gewachsenen Strukturen einer Stadt umgesetzt werden, sondern Verwaltung und Stadtwirtschaft miteinander vernetzt agieren müssen. Dies ist in 14 urbanen Handlungsfeldern passiert, und die Landesförderung stützte in 20 Projekten. „Dadurch haben wir sehr viel erreicht, beispielsweise dass wir als erste Stadt überhaupt mit einer umfassend produktiven Datenplattform arbeiten können. Sie verknüpft städtische Daten aus den verschiedenen Ämtern teils in Echtzeit und ermöglicht das schnellere und vor allem gezieltere Handeln, um beispielsweise Herausforderungen in den Mobilitätsketten oder in ökologischen Fragestellungen zu bearbeiten.“

Ein wichtiger Schritt in der Entwicklung Darmstadts zum Leuchtturm der digitalen Stadtentwicklung war neben aller Projektarbeit auch die Etablierung des Ethik- und Technologiebeirats, wie CDO Prof. Dr. Michael Waidner weiter erklärte: „Die ethischen Leitplanken sind ein weiteres Erfolgsrezept unserer Digitalisierungsgeschichte. Sie ermöglichen eine hohe Technologie-Akzeptanz in der Gesellschaft und in der Wirtschaft und ebnen so den Weg in eine Zukunft, in der Darmstadt schnell auf Veränderungen reagieren und neue Technologien und Anwendungen aufnehmen und einsetzen kann. Durch die Projekte und Labore ergänzt Darmstadt zudem sein Profil als Wissenschaftsstadt mit seinen starken Forschungseinrichtungen, etwa der TU und den anderen Hochschulen, den Instituten der Fraunhofer-Gesellschaft, GSI, ESA/ESOC und natürlich dem Nationalen Forschungszentrum für Angewandte Cybersicherheit ATHENE, dem größten Forschungszentrum dieser Art in ganz Europa. Ziel der Digitalstadt-Aktivitäten ist dabei stets, den Nutzen für die Bewohner:innen der Stadt ins Zentrum zu stellen. Dieser Ansatz hat sich mittlerweile in der Breite etabliert und wir wissen heute, dass andere Städte und Gemeinden unsere Prinzipien aufgreifen, wenn sie mit ihrer eigenen Digitalisierungsarbeit beginnen.“

Die Erfolgsgeschichte der Digitalstadt Darmstadt endet nicht: Die etablierten Strukturen, zu denen inzwischen auch ein Digitales Stadtlabor gehört, werden im Rahmen der bundesweiten Förderung „Smart Cities Made in Germany“ (Bundesministerium des Innern (BMI)) fortgesetzt. Schwerpunkte der zukünftigen Digitalstadt-Entwicklung: Klimaresilienz und Wassermanagement in der Wissenschaftsstadt Darmstadt. Die Strategiephase für die neue Förderung hat bereits 2021 begonnen und wird in ihrem weiteren Verlauf ausarbeiten, was in dem neuen Förderzeitraum von 7 Jahren mit dem Finanzvolumen von 13,3 Mio. EUR umgesetzt wird.

Digitalisierung ist ein wichtiges Handlungsfeld, das auch in der Medizin immer mehr und mehr an Bedeutung gewinnt. Um diese Entwicklung im Sinne der Bürger*innen und Patient*innen aktiv mitzugestalten, wurde in Darmstadt ein neues Kompetenzzentrum für digitale Medizin e.V. gegründet. Der Verein, der auf Initiative des Oberbürgermeisters Jochen Partsch und Klinikdezernet Andre Schellenberg entstand und in Kooperation mit der Digitalstadt Darmstadt entwickelt wird, hat das Ziel, in Darmstadt einen zentralen Hotspot der digitalen Medizin zu etablieren. Hierfür vernetzt der Verein die medizinischen Akteur*innen vor Ort und treibt wichtige, zentrale Projekte voran. Die Darmstädter Kliniken, die Wissenschafts- und Digitalstadt, die Fraunhofer Institute, die TU Darmstadt und Unternehmen sind in dem Kompetenzzentrum aktiv beteiligt.

Oberbürgermeister Jochen Partsch betont anlässlich der ersten Mitgliederversammlung des Zentrums am 14. Juli: „Digitalisierungsprojekte sind für Darmstadt ein wichtiger Standortfaktor, wir sind Vorreiter in der Implementierung von Digitalkonzepten für den kommunalen Bereich. Zu diesem gehört besonders nach Covid 19 die Gesundheitsversorgung. Damit sollen digitalmedizinische Anwendungen für den Datenaustausch etabliert und eine Vernetzung von Kliniken und  Forschungseinrichtungen, auch über die Datenplattform der Digitalstadt Darmstadt, gefördert werden. Gerade in Darmstadt spielen Datenschutz und dessen ethische Leitplanken eine besondere Rolle. Deshalb ist ein besonderes Anliegen des Kompetenzzentrums, dass die Datenhohheit von geplanten Projekten bei den Patienten liegt.“

Die ersten Projekte des Kompetenzzentrums widmen sich dem besseren, patientenzentrierten Austausch medizinischer Daten zwischen den Kliniken und Arztpraxen. Für dieses Vorhaben werden die Schnittstellen und die derzeitigen Austauschformen betrachtet. Weiterhin sollen Verbundlösungen die Teilnahme an medizinischen-digitalen Innovationen für alle ermöglichen und schlussendlich zu einer Steigerung der medizinischen Versorgung beitragen. Ein weiterer Projektansatz ist der Einsatz von Sensorik im medizinischen Bereich unter Wahrung der höchsten IT-Sicherheitsstandards und des Daten- und Patientenschutz.

Der Verein sucht aktiv nach Mitgliedern, die sich in das herausfordernde Themenfeld Digitale Medizin einbringen können. Neben Akteur*innen aus dem medizinischen Bereich sind dies beispielsweise auch Start-ups oder Institutionen aus und um das Gesundheitswesen. Sie können in den Mitgliederversammlungen des neuen Kompetenzzentrums innovative und projektorientierte Workshops durchführen.

„Mit dem Kompetenzzentrum für digitale Medizin schreiben wir auch im Gesundheitsbereich unsere herausragende Stellung als Digitalstadt fort. Wir freuen uns bereits heute auf die zahlreiche Unterstützung aus dem Darmstädter Ökosystem rund um die Digitale Medizin und Gesundheitsversorgung. Gemeinsam wollen wir zukunftsweisende Innovationen für Patient*innen gestalten und deren medizinische Versorgung nachhaltig stützen,“ erklärt José David da Torre Suárez, gewählter Vorstand des neuen Vereins und Geschäftsführer der Digitalstadt Darmstadt GmbH.


Kontakt Kompetenzzentrum Digitale Medizin e.V.:

Dr. Franz Grubauer (Netzwerkmanagement des Kompetenzzentrums)
(0)49-6151-9502518
(0)49-170-3171011
franz.grubauer@t-online.de

Große Hitze in den Sommermonaten, dicke Schnee und Eisschichten im Winter: Die Oberfläche einer Straße ist witterungsbedingt beständig sehr strapaziösen Momenten ausgesetzt und bedarf im Ernstfall zügiger Instandsetzungsmaßnahmen. Um diese Aufgabe künftig gezielter und auch schneller zu bewerkstelligen, gibt es in der Digitalstadt Darmstadt seit wenigen Wochen ein weiteres Pilotprojekt im Rahmen des sogenannten ‚smart lighting‘ Konzeptes (www.digitalstadt-darmstadt.de/story-energie/). Dieses erprobt unter anderem den Benefit verschiedener Sensoren, die an die bestehenden Straßenbeleuchtungsmasten angebracht werden. In der Erbacher Straße am Rande des Oberfelds gibt es jetzt einen neuen Fahrbahnbelagssensor, der die Temperatur an der Fahrbahnoberfläche misst. Er liefert dadurch frühzeitig Auskunft über mögliche Gefahren für die Nutzer der Straße, etwa durch drohendes Glatteis oder durch Löcher im Belag aufgrund zu hoher Temperaturen, wie in den derzeit heißen Sommertagen.

Darmstadts Oberbürgermeister Jochen Partsch erklärt: „Die Straßentemperatur zu messen und zu beobachten, ist in der Digitalstadt Darmstadt eine Maßnahme, die Straßenbewirtschaftung intelligent weiterzuentwickeln, vor allem aber auch eine Maßnahme des aktiven Klima- und Umweltschutzes. Denn wenn wir im Winter Streusalz gezielter einsetzen und im Sommer Asphaltschädigungen frühzeitiger abschätzen können, dann sparen wir an Einsatzfahrten, eingesetzten Instandhaltungsmaterialien und allen weiteren Folgekosten – und reduzieren so letztendlich Umweltbelastungen.“

Und José David da Torre Suárez, Geschäftsführer der Digitalstadt Darmstadt erklärt weiter: „Der Sensor scheint vielleicht zunächst wenig aufregend, ist aber ein Schritt in die Richtung klimaresiliente Stadt. Sich verlängernde Hitzewellen im Sommer haben beispielsweise auch massive Auswirkungen auch auf alle Oberflächen, die wir in der städtischen Infrastruktur finden. Ob bei Straßen- oder Gebäudeoberflächen, die intelligente und smarte Sensorik kann diese Infrastruktur schützen.“

Der temperaturmessende Sensor wurde mit speziell entwickelten Akkus ausgestattet, damit er rund um die Uhr messen kann. Da die Straßenbeleuchtung tagsüber aus ist und der Sensor deswegen nicht die Stromversorgung des Mastes nutzen kann, mussten neue Akkus her: „Der Sensor misst tagsüber, wenn der meiste Verkehr auf der Straße ist und diese am meisten beansprucht wird, die Oberflächentemperatur der Straße. Die Daten werden über ein Dashboard direkt an den Darmstädter Eigenbetrieb für kommunale Aufgaben und Dienstleistungen (EAD) gesendet. Dieser kann dann bei Temperatureinbrüchen frühzeitiger und gezielter agieren als zuvor. Die Einsatzgebiete der smarten Oberflächentemperaturmessung sind damit aber wahrscheinlich noch lange nicht abgedeckt. Überall da, wo weitere Anwendungsfälle für den Oberflächentemperatur-Sensor identifiziert werden, etwa bei Bepflanzungen und Grünstreifen der Straßen oder auch bei temperatursensitiven Fassaden, da könnte die neue Sensorik nützlich werden,“ so da Torre weiter.

Projektpartner des smart lighting Projektes in der Erbacher Straße sind ICE-Gateway (ICE-Box und Sensor), Urban Lighting Innovations (Akku) sowie e-netz Südhessen AG (Montage). Das smart lighting Projekt wird unterstützt durch das Land Hessen.

Für Bands, Chöre und auch ganze Orchester ist das gemeinsame Proben und Musizieren aufgrund der bestehenden Kontaktregelungen auch bei sinkenden Inzidenzwerten deutlich erschwert. Hinzu kommt, Musikensembles können ihre Arbeit nicht kurzerhand online ausüben. Grund: Die sogenannte Latenzzeit, die bei den gängigen Webvideokonferenz-Systemen Bild- und Tonsignal zeitlich verzögert ankommen lässt und dem gemeinsamen Musizieren im Wege steht.

Die Digitalstadt Darmstadt bietet jetzt einen neuen Service mit der OpenSource Software Jamulus an, mit dem gemeinsames Singen und Proben am Bildschirm möglich ist. Erste Erfolgsgeschichte lässt die renommierte Darmstädter Akademie für Tonkunst verlauten. Chorleiterin Claudia Nicolai: „Ich leite mehrere Chöre, darunter einen Erwachsenen- und zwei Jugendchöre. Während wir im Herbst letzten Jahres uns noch mit dem Singen an der frischen Luft zu helfen versuchten, sind während dem Pandemieverlauf immer mehr Sänger*innen quasi abgetaucht und so habe ich viele von ihnen seit Monaten nicht mehr gesehen.“ Die Versuche mit vielen handelsüblichen Software-Produkten, mit denen im Homeoffice derzeit konferiert wird, brachten keine Abhilfe. „Die Verzögerung von Bild und Ton klingt beim gemeinsamen Musizieren grauenhaft“, so die Chorleiterin. Ihre Chöre verstummten infolge immer mehr. „Dann kam die Idee auf, Jamulus zu nutzen.“

Jamulus ist eine freie Software, die das gemeinsame Musizieren in Echtzeit via Internet ermöglicht. Doch dazu muss sie richtig installiert werden, die Parameter der Software gilt es bedarfsgerecht zu optimieren. Genau diesen Service bietet jetzt die Digitalstadt Darmstadt kostenfrei für Chöre und Orchester in Darmstadt. Systemadministrator Antonio Jorba: „Unsere Systeme stehen in Deutschland und sind natürlich DSGVO-konform. Dennoch gilt es bei der Einrichtung von Jamulus für die synchrone Tonübertragung einiges zu beachten und das Equipment muss sorgfältig ausgesucht werden. Jamulus bietet nur ein Audiosignal, keine Bildübertragung. Wir kombinieren deswegen Jamulus mit unsere Videokonferenz BigBlueButton (BBB). Die Sänger*innen müssen weiterhin ein kabelgebundenes Headset nutzen, um Funkverzögerung und Echos zu vermeiden. Und der Computer muss per LAN-Kabel angeschlossen sein, WLAN erzeugt wiederum Verzögerung. Mobile Endgeräte mit iOS und Android sind übrigens ungeeignet, Jamulus läuft unter Windows, MacOS und Linux. Instrumente lassen sich damit dann ebenfalls verbinden.“

„Wir sind super happy momentan“, resümiert Claudia Nicolai: „Letzten Freitag hatten wir unsere erste richtige Session mit meinem Chor 2.0. Ich war froh, die Jungs und Mädels alle endlich wieder einmal zu hören. Stimmbildung und Stücke proben, hat endlich wieder einen Sinn, man kann an Intonation und Vokalfarben arbeiten. Selbst bin ich nicht die größte Technikheldin und so war ich froh über das Angebot und die tolle Unterstützung der Digitalstadt.“

Wer sich vom Online-Chor mit Jamulus überzeugen will, der ist eingeladen am Digitaltag 2021, einem bundesweiten Online-Aktionstag zur Digitalisierung am 18. Juni 2021, in einem der Angebote der Digitalstadt Darmstadt Claudia Nicolai und Antonio Jorba zu lauschen. Beide werden dann nämlich demonstrieren, wie online musizieren funktioniert.

Weiterführende Links:

Die Datenplattform der Digital- und Wissenschaftsstadt Darmstadt (www.datenplattform.darmstadt.de) zeigt ab sofort auch tagesaktuelle Daten zum lokalen Corona Infektionsgeschehen. Alle Bürger*innen, die sich für die Darmstädter Pandemie-Daten interessieren, finden in der „Corona-Kachel“ auf einen Blick die aktuellen Zahlen der 7-Tage-Inzidenz, zur Mortalität sowie erfolgten Impfungen.

Oberbürgermeister Jochen Partsch: „Kaum eine andere Datenlage beschäftigt uns momentan so sehr, wie die des Corona-Infektionsverlaufes. Die Pandemie bestimmt unseren Alltag seit über einem Jahr mit weitreichenden Bestimmungen und Regulierungen. Genau deswegen ist es wichtig, Transparenz und Einblick in die aktuelle Datenlage zu Corona in unserer Stadt zu ermöglichen, was wir durch unsere neue Datenplattform und die Digitalstadt Darmstadt nun realisieren.“

Das Land Hessen fördert das Datenplattform-Projekt mit rund 800.000 Euro. Die Hessische Digitalministerin, Prof. Dr. Kristina Sinemus, betont: „Gut aufbereitete Daten aus sicheren Quellen sind der Kern einer Smart City, stärken das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger, machen die komplexen Aufgaben- und Organisationsstrukturen, aber auch Entscheidungen in einer Großstadt wie Darmstadt nachvollziehbarer. Die Integration tagesaktueller Daten zum Corona-Infektionsgeschehen haben einen direkten Nutzen für die Bürgerinnen und Bürger, aber auch für die politischen Entscheidungsträger. Dieser Anwendungsfall zeigt damit sehr eindrücklich den Mehrwert, den eine Datenplattform in einer smarten Kommune bieten kann.“

Folgende Daten des Pandemie-Verlaufes in Darmstadt werden tagesaktuell dargestellt:

Weitere Infos/Online-Tool:

Die zeitgemäße Bildung beschäftigt die Wissenschaftsstadt Darmstadt und ihr Medienzentrum schon seit einigen Jahren. Konkretisiert wird dies durch das gemeinsame Projekt der Digitalstadt Darmstadt und der Technischen Universität Darmstadt „Bildung in der digitalen Welt. Darmstädter Modellschulen“. Es startete im November 2019 mit dem Ziel, drei Schulen wissenschaftlich auf ihrem Weg zur souverän digital agierenden Schule zu begleiten: die Herderschule (Sprachheilschule), die Bernhard-Adelung-Schule (Integrierte Gesamtschule) und die Heinrich-Emanuel-Merck-Schule (Berufliche Schule). Der Zwischenbericht wurde jetzt veröffentlicht.

„Die digitale Bildungswelt ist für mich eine elementare Zukunftsfrage, weit über das Distanzlernen in der momentanen Lage hinaus“, sagte heute Darmstadts Bürgermeister und Schuldezernent Rafael Reißer während der Online-Pressekonferenz und Vorstellung des Zwischenberichts. Dieser zeigt sich mit Ergebnissen beispielhafter Digitalisierungsprojekte der beteiligten Schulen und daraus abgeleiteten Handlungsempfehlungen. „Ich erwarte von dem Modellschulprojekt wegweisende Beispiele für alle anderen Schulen in Darmstadt. Das Wissen und die Bildung unserer Kinder sind für Darmstadt als Stadt der Wissenschaft von größter Bedeutung. Durch das strategische Vorgehen mit unseren Schulen und der Wissenschaft werden wir gemeinsam die digitale Bildungswelt der Zukunft zum Wohle unserer Kinder gestalten.“

Als das Projekt im November 2019 startete, ahnte niemand, dass nur wenige Wochen später eine Pandemie die Schließung aller Schulen und Präsenzunterricht in der gewohnten Form unmöglich machen würde. Der Zwischenbericht des Modellprojekts schildert: Die Pandemie konfrontierte alle – von Eltern über Schülerinnen und Schüler bis zu den Lehrkräften – in einem nie dagewesenen Umfang mit Fragen der Digitalisierung. Die drei Schulen gingen mit unterschiedlichsten Voraussetzungen in Ausrichtung, Ausstattung und Digitalisierungsgrad ins Modellprojekt. Wo man zuvor noch über den Sinn digitaler Kommunikations- und Organisationformen diskutierte, wurden sie plötzlich als alternativlos erkannt.

„Wie unter einem Brennglas wurden zentrale Hürden und Schwierigkeiten sichtbar, die sich auf einem Weg zu digital souverän agierenden Schulen aktuell stellen“, konstatiert der Zwischenbericht. Er schildert aber auch, wie die aktuelle Situation dem Modellprojekt eine besondere Dynamik verlieh, die Anpassung manches Projekt-Ansatzes an die neue Realität forderte und zum unverhofften Treiber bei der Entwicklung von Ideen wurde. Denn eine zentrale Zielstellung ist und bleibt die Förderung digitaler Kompetenzen aller im Schulraum agierenden Personen. So wird das Projekt über seine konkreten Arbeitsergebnisse hinaus durch Kompetenzentwicklung der Personen nachhaltig eine orientierende Funktion haben.

„Schulen aktiv im digitalen Wandel zu unterstützen, ist von zentraler Bedeutung“ sagte Prof. Dr. Petra Grell, die das begleitende Forscherteam der Technischen Universität Darmstadt leitet. „Das Ziel ist nicht, möglichst viele digitale Werkzeuge zu installieren. Das Ziel ist, alle Akteure in der Schule, von der Schulleitung über die Lehrkräfte bis zu den Schülerinnen und Schülern, zu befähigen, digital souverän handeln und mitgestalten zu können – heute und in der Zukunft.“

Der Zwischenbericht ist über die Webseiten der Technischen Universität Darmstadt (ULB) sowie der Digitalstadt Darmstadt verfügbar.

Literatur:

Rau, Franco, Grell, Petra, Geritan, Anna, Galanamatis, Britta und Lars Gerber (2021): Bildung in der digitalen Welt – Darmstädter Modellschulen. Zwischenbericht zur Begleitung von drei Modellschulen unter Pandemiebedingungen. TU Darmstadt.

https://tuprints.ulb.tu-darmstadt.de/id/eprint/17655

„Daten und Informationen sind eine wesentliche Ressource der Informationsgesellschaft. Dementsprechend wächst in Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft der Wunsch, einen umfassenderen und leichteren Zugang zu Daten der öffentlichen Verwaltung zu bekommen. Viele Fachämter der Wissenschaftsstadt Darmstadt stellen der Öffentlichkeit bereits Daten und Informationen zur Verfügung. Die Bereitstellung von Open Data (offenen Daten) ist ein geeignetes Mittel, dem wachsenden Bedarf nach Daten und Information noch besser Rechnung zu tragen, Transparenz zu fördern und Wissens- und Innovationsprozesse anzustoßen.“

Die beschlossene Open-Data-Strategie schafft eine Grundlage für die systematische Bereitstellung von Verwaltungsdaten der Wissenschaftsstadt Darmstadt. Sie orientiert sich an Best Practices, um an den Erfahrungen anderer Kommunen zu partizipieren. Leitgedanke ist es, den Umgang und die Bereitstellung offener Daten als lernendes System zu begreifen, in dem Prozesse fortlaufend überprüft und verbessert werden. Die vorhandenen Ressourcen müssen für einen nachhaltigen Betrieb ausreichend sein, das erfordert pragmatisches Denken und Handeln. Daher ist es nicht das Ziel, möglichst viele Daten zur Verfügung zu stellen, sondern sich auf für die Nutzer:innen wichtige Datenbestände zu konzentrieren und diese dauerhaft aktuell zu halten.

Die offenen Daten der Stadt Darmstadt sollen maschinenlesbar, leicht zugänglich, dauerhaft und gebührenfrei ihren Nutzer:innen zur Verfügung gestellt werden. Personenbezogene oder der Vertraulichkeit unterliegende Datenbestände können nicht als offene Daten zur Verfügung gestellt werden. Die offenen Daten der Stadt Darmstadt werden alle zentral über die Open-Data-Plattform der Wissenschaftsstadt ihren Nutzer:innen bereitgestellt. Ein zentrales Datenangebot fördert die Auffindbarkeit der Daten und hilft, einheitliche Standards bei der Datenbereitstellung zu sichern und einzuhalten. Die Open-Data-Plattform wird zukünftig mit der jüngst gestarteten Datenplattform der Digitalstadt Darmstadt GmbH verknüpft werden und für dort platzierte Anwendungen ein wichtiger Datenlieferant sein.

Die Open-Data-Strategie wurde durch die Abteilung Statistik und Stadtforschung in Zusammenarbeit mit der Abteilung IT der Wissenschaftsstadt Darmstadt und mit Unterstützung der Digitalstadt GmbH erstellt. Die fachliche Verantwortung für die offenen Verwaltungsdaten wird dementsprechend zukünftig bei der Abteilung Statistik und Stadtforschung liegen, die technische Verantwortung für die Open-Data-Plattform bei der Abteilung IT.

Nach der Bestellung eines/einer städtischen Open-Data-Beauftragten wird die Strategie Schritt für Schritt in Zusammenarbeit mit den einzelnen Fachämtern der Stadtverwaltung umgesetzt. Eine AG Open Data aus den für das Thema zentralen Fachämtern wird außerdem unter seiner/ihrer Leitung zusammentreten, um den Prozess rund um die Bereitstellung offener Daten strategisch und organisatorisch zu begleiten.

Die Anzahl der Konferenzteilnehmer*innen in BBB schwankt analog der Verteilung von Schulstunden. Mit Stundenbeginn schießt die Beanspruchung der Serverleistung nach oben. Die zugrundeliegende Technik muss solchen Anforderungen standhalten können. Abb.: Digitalstadt Darmstadt

„6000 Anwender*innen heute Vormittag und Mittag sind wohlgemerkt lediglich gleichzeitig aktive Nutzer. Durch den abwechselnden on- und offline Unterricht ist die reale Anwenderanzahl von Lehrern und Schülern insgesamt weitaus höher “, erklärt Informatiker Antonio Jorba, der in der Digitalstadt Darmstadt das Open Source Web-Videokonferenzsystem BigBlueButton (BBB) administriert. Das BBB-System ist wohl einer der derzeit am meisten nachgefragten Services der Digitalstadt und richtet sich an die lokalen Schulen, Vereine und gemeinnützigen Organisationen, die BBB umsonst nutzen können, um beispielsweise Fernunterricht abzuhalten.  Bei Fragen oder Problemen erhalten die Anwender zudem systemadministrative Hilfe.

Das DSGVO-konforme, webbasierte BBB ermöglicht eine digitale Echtzeit-Kommunikation und Zusammenarbeit in Bild, Ton und Datenaustausch, auch Gruppenarbeit in virtuellen Räumen ist möglich. Auch deswegen nutzen mittlerweile insgesamt an die 50 Schulen in und um Darmstadt den BBB-Service der Digitalstadt, zahlreiche gemeinnützige Organisationen kommen hinzu. Zehn sehr schnelle Server mit Gigabit-Internet-Anbindung wurden dafür sukzessive und entlang der Nachfrage seit dem ersten Lockdown eingerichtet. Und diese Server sind durchaus gefragt: „Morgens um 7:00 Uhr gibt es bereits mindestens drei Konferenzen und kurz nach 8:00 Uhr springt die User-Zahl hoch auf 1800 Anwender. Wenn wir dann 5000 Teilnehmer zeitgleich online haben, checken wir die Systeme halbstündig: Sie sind den Anforderungen gewachsen,“ so Antonio Jorba weiter. Zudem gelte es zu beachten, dass das Zusammenspiel aus den verschiedenen Schnittstellen und Systemen, die im Kontext des Homeschoolings verwendet werden sowie die Einstellungen und Rahmenbedingungen der Anwender bzw. deren Geräte selbst, wie etwa der verwendete Internetbrowser oder die Audio- und Videoapplikation relevant sind, wenn möglichst störungsfrei konferiert werden soll. „Es gibt viele Herausforderungen. Unser BBB-System selbst hat aber bislang keinerlei Ausfälle noch Überlastungen erlitten.“

Und auch der Geschäftsführer der Digitalstadt Darmstadt, José David da Torre Suárez, pflichtet bei: „Wir haben in den vergangenen Monaten die technische Infrastruktur und unsere Dienstleistung für den Schul-Fernunterricht sukzessive erweitert und ausgebaut, entlang der steigenden Nachfrage, die sich an uns richtete.“ Seit dem Frühjahr 2020 bietet die Digitalstadt Darmstadt daher für Fernunterricht und Fernkonferenzen ihren BBB-Service an. „Wir bieten Serverkapazität, helfen beim Einrichten des BBBs als Konferenz-Tool und bieten Support bei sämtlichen weiteren, notwendigen Installationen. Diese Dienstleistung kann und soll weiterhin gerade von Schulen in Anspruch genommen werden, die derzeit nicht wissen, wie sie ihre Schüler Zuhause beschulen können.“

Screenshot Bitkom Smart City Index 2020. Quelle: Bitkom.org

Erneut belegt die Wissenschafts- und Digitalstadt Darmstadt eine Spitzenposition: Im bundesweiten Smart City Index 2020 des Digitalverbandes Bitkom erreicht Darmstadt jetzt sogar eine Platzierung in den Top 5 der smartesten Städte Deutschlands – und klettert so von der zehnten hoch auf die vierte Position. Damit ist Darmstadt die beste mittlere Großstadt und die einzige Stadt in Hessen unter den ersten 10.

Oberbürgermeister Jochen Partsch: „Der Smart City Index des Bitkom ist ein besonders gewichtiges Barometer für die Beurteilung städtischer Digitalisierung. Dass wir erneut in der Top 10 des Bitkom gelistet sind und darüber hinaus noch einen weitaus besseren Platz als zuvor erzielt haben, zeigt, wie effektiv und erfolgreich unsere Arbeit in den 14 städtischen Digitalisierungsbereichen ist.“

Im Smart City Index analysiert und bewertet ein unabhängiges Expertengremium des Bitkom (Bitkom Research) die Digitalisierung von Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohnern. Fünf Kategorien werden dazu von den Digitalisierungsprofis unter die Lupe genommen: die Verwaltung, die städtische IT-Infrastruktur, Energie/Umwelt sowie Mobilität und Gesellschaft. Für diese Kategorien wurden insgesamt 136 Parameter festgelegt, die die Experten dann anhand frei zugänglicher Daten für insgesamt 81 deutsche Großstädte recherchierten und auswerteten. Die Daten stammen aus den Städten selbst, wie bspw. Informationen der öffentlichen Websites, dann wurden aber auch Daten aus Drittstudien und übergeordneten Landes- und Bundesministerien, von Interessensgruppen und Verbänden recherchiert. So erfassten die Bitkom Gutachter beispielsweise für die Kategorie Mobilität Parameter, wie dezidierte Fragen nach smarter Verkehrsführung, Sharing-Angeboten oder auch der smarten E-Bike Infrastruktur der sogenannten letzten Meile, also dem Weg der Ware aus dem Lieferfahrzeug oder dem stationären Geschäft hin an die Haustür des Endkunden.

„Die Digitalstadt ist in vier der fünf Bitkom-Kategorien jeweils in der Top 10 gelandet. Wir sind spitze in Energie/Umwelt, in IT-Infrastruktur und Kommunikation sowie in den Kategorien Gesellschaft und Mobilität“, erklärt OB Partsch und bedankt sich für die Leistungsstärke und Innovationskraft insbesondere bei der Digitalstadt Darmstadt GmbH, die die Digitalisierungsprojekte der Wissenschaftsstadt Darmstadt bündelt und koordiniert. „Ohne die vielen Ideen und die viele Arbeit aller Kolleg*innen und Projektbeteiligten aus Darmstadts öffentlichem Sektor, die sich in unseren 14 Digitalisierungsbereichen engagieren, wäre diese Spitzenposition nicht möglich. Das Ranking ist bundesweit die breiteste, quantitative Auswertung und Untersuchung zu Smart Cities und wir sind als ein Leuchtturm ganz vorne mit dabei.“

Mehr zum Thema auf den Seiten des Bitkom.

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